Tagebuch

Tagebucheintrag

22. Februar 2004 / Bangladesh

Die Entscheidung ist gefallen. Aus Gründen der politischen Korrektheit und zur Aufrechterhaltung der Politik des Nicht-Fliegens werde ich nicht durch Myanmar fahren. Ich mache mich also auf die Suche nach einem Internet-Café, um dem Reisebüro in Myanmar eine Absage zu erteilen. Doch das ist nicht ganz einfach: Englisch-Kenntnisse sind in Bangladesch einiges rarer und obwohl jeder meint zu wissen, wo man aufs Netz kommt, finde ich nichts. Nach zwei Stunden herumlaufen gebe ich auf und gehe zum Sheraton, wo ich einen relativen hohen Preis fürs Internet zahle. Dort gönne ich mir auch gleich den Luxus eines Fünf-Sterne-Restaurants. Als ich wieder zurück zum Hotel laufe entdecke ich dann ein Internet-Café, natürlich einiges günstiger. Dhaka als Stadt wirkt relativ modern, alles ist weit und am Abend leuchten die vielen Reklamen. Aber Armut sieht man überall. Ich laufe an einem Säugling vorbei, der auf einer Decke auf dem Gehsteig inmitten unzähliger Fussgänger liegt. Niemand kümmerts. Aber zum Auto waschen hats immer genug Geld. Teilweise zu dritt polieren sie die Autos der wenigen hier, die sich sowas leisten können. Prioritäten liegen hier für mich absolut unverständlich anders: Der erste Kommentar des Wächters beim Hotel über das Motorrad war auch hier "wash!". Aber in der Tiefgarage des Hotels sammelt sich der Müll an. So gesehen ist die Gesellschaft hier extrem egoistisch: Wenns mir nützt strenge ich mich (vieleicht) etwas an, aber wenns um das Geminwohl geht, und wenns nur um das sauber halten des öffentlichen Raumes oder etwas soziale Wohlfahrt geht, rührt keinen mehr den Finger. Das mag hart klingen, aber ich glaube fehlende fehlende finanzielle Mittel sind nicht der einzige Grund für Armut. Zu einem grossen Teil ist das auch ein Problem der Mentalität. Und hier kann man wohl nur mit der meiner Meinung einzig nachhaltigen Möglichkeit der Entwicklungshilfe nachhelfen: Schickt die Leute in die Schule.

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