Ich muss mich von Angelique, Georg und Vladivostok losreissen. Hier wäre ich mindestens noch eine Woche geblieben, würde mich der Winter nicht in den Westen ziehen. Kurz nach Mittag fahre ich aus der Stadt raus. Dank der guten und breiten Strasse dauert es nicht lange und schon bin ich im Grünen wo es fast gar keinen Verkehr mehr hat. Aber auch hier draussen hats Tankstellen und Raststätten, es fehlt an nichts. In Russland muss man erst bezahlen bevor man den Sprit bekommt, wohl eine Art Liquiditäts-Test. Also eher etwas tiefer schätzen, denn scheinbar gibt es Tanksäulen, die nicht anzuhalten sind. Aber abgesehen vom Tanken ist alles so vertraut hier in Russland. Man fährt wieder rechts, sogar typisch europäische Verkehrszeichen sind wieder zu sehen. So könnte man fast vergessen, dass Europa immer noch 5000km westlich von hier liegt. Auch die Dörfer entlang der Strasse erinnern mich sehr an Ex-Jugoslawien und Bulgarien: Beidseits der Strasse hat es einen Bretterzaun mit geparkten Ladas davor und dahinter die Häuser. Eben wie in Osteuropa. Vorwärts gehts gut, die Strasse ist zwar etwas holprig, aber trotzdem schnell genug. Töff fahren bei besten Wetter, kühl und sonnig, und es geht durch weite Gras- und Waldlandschaften. Die Polizei hält mich einmal an, will aber nur den Fahrausweis sehen. Und so fahre ich bis am Abend knapp 400km in den Norden Richtung Khabarovsk. Zelten ist wieder einfach in Russland, einfach kurz von der Strasse fahren. Ist aber die Plage des heissen Wetters vorbei, kommt eine neue: die legendären Mücken Russlands. Also Zelt stellen mit Helm und Handschuhen und dann möglichst schnell rein. Ich mache das Licht an und sehe, dass Dutzende Mücken trotzdem schneller waren als ich. |