Tagebuch

Tagebucheintrag

12. Dezember 2003 / India

Ich pilgere heute auf den Chamundi-Hügel ausserhalb von Mysore, allerdings nicht wie der seriöse Pilger mittels Treppen steigen, sondern bequem mit einer Bus-Fahrt. Vor dem Tempel hats einige lange Schlange mit Indern und so begnüge ich mit dem Äussern. Den Abstieg mache ich allerdings via Treppe und ich bekomme wieder einige religiöse Rituale der Hindus mit: Beim Aufstieg werden unzählige Stufen mit farbigem Pulver verschönert. Auf der einen oder anderen wird mit Wachstabletten ein kleines Feuerchen angezündet. Alles Rituale, deren Bedeutung ich nicht kenne. Dafür bekomme ich auf dem Weg zum ersten Mal den roten Punkt auf die Stirn gemalt. Allerdings auch hier mit der Bitte um eine kleine Spende. Am Abend schaffe ich es zum ersten Mal, einem Inder das Lachen aus dem Gesicht zu vertreiben. Wenn man in Indien herumreist bekommt man immer die gleichen zwei Fragen gestellt: "Where from?" und "Your good name?". Immer die gleiche Antwort ist langweilig und deshalb komme ich inzwischen aus Pakistan. "Our enemy!" sagt mir heute der erste Inder, welcher diese Antwort überhaupt nicht lustig fand. Ob er denn Leute aus Pakistan kenne, frage ich ihn, immer im Wissen, dass ein Inder kaum wirklich aggressiv wird. Ich sei einen Monat dort gewesen und habe viele nette Leute getroffen. "Pakistan people not nice!" sagt er mir entrüstet. Die Fronten sind schon verhärtet und ich schaffe es dann doch noch, ihm zu erklären, dass nicht alle Pakistaner so böse sind. Das Lachen kommt dann auch langsam wieder auf sein Gesicht. Aber Ghandi hatte schon recht: Indien hätte nie geteilt werden sollen.

India Tempel auf dem Chamundi-Berg bei Mysore. India Auf dem Chamundi-Berg. India Schivas Bulle bei Mysore.

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